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Bhavas - Seinsweisen, innere Haltungen

Die Yogaphilosophie unterscheidet acht Seinsweisen, bhavas (Veranlagungen, innere Haltungen). Sie bestimmen die Lebensweise eines Menschen. Vier dieser bhavas sind positiv und dem Wohlergehen förderlich. Hier werden nur diese erwähnt:

 

Dharma bhava (rechtes Verhalten, Pflichtbewusstsein)

Es bedeutet, den Blick zu öffnen auf grössere Zusammenhänge, auf grosse Zeiträume. Wahrnehmen des Gleichgewichts im Universum, die eigenen Aufgaben anzunehmen als Beitrag zu diesem Gleichgewicht.
Von diesen Aufgaben steht an erster Stelle, sich um sich selber zu kümmern (eigene Gesundheit, Ausgeglichenheit, spirituelle Entwicklung). Die zweite Aufgabe betrifft die eigene Familie, Kinder, Ehepartner. Danach folgt die Verpflichtung gegenüber dem Arbeitgeber. Die vierte Aufgabe ist der Beitrag in der Gesellschaft, in der man lebt. Die Aufgabe mit fünfter Priorität ist auf das Land gerichtet, in dem man lebt.

Die Praxis dieses bhavas führt zu einem ruhigen Geist, zur Annahme des Lebens, wie es ist, Bewusstsein der eigenen Aufgaben und Verantwortlichkeiten. Friedvolles Herz.
Zu diesem bhava gehört die methodische Frage: „Welcher meiner Aufgaben sollte ich mir mehr bewusst sein?“
Dharma bhava richtet sich an das Hindernis (klesha) Ego (asmita), aber auch an vergangene Ängste (dvesha) und geringes Selbstvertrauen (abhinivesha).

 

Jñana bhava (Selbst-Kenntnis, Selbst-Erkenntnis)

Mit diesem bhava liegt der Fokus auf dem Zusammenspiel von Körper, Gefühlen, Geist und deren Gleichgewicht. Es geht also darum sich selber immer besser kennenzulernen und ein tieferes Verständnis seiner selbst zu erlangen. Das ist nur mit Konzentration, der Bereitschaft zu lernen und mit Verstehen möglich.

Die Praxis dieses bhavas führt zu einem grösseren Bewusstsein bezüglich Körper, Atem und Vorgängen im Geist. Selbstkontrolle und Akzeptieren seiner selbst, wie man ist.
Emotional werden mit diesem bhava emotionale Zustände ausgeglichen.

Zu diesem bhava gehört die methodische Frage: „Was ist in meinem Leben aus dem Gleichgewicht geraten?“

Das bhava richtet sich an die Hindernisse (klesha) der mangelnden Klarheit und der irrationalen Gedanken (avidya).

 

Vairagya bhava (Objektivität, Loslassen)

Dieses bhava bedeutet, Negatives und Ich-Geschichten bewusst loszulassen. Loslassen auch von Anhaftungen, insbesondere von Festhalten an Materiellem.

Das Ich (Ego) zu kontrollieren, ist eine grosse Herausforderung. Das Bewusstsein dieses bhavas hilft dabei. Nicht-Anhaften.

Vairagya führt dazu, weniger durch Dinge und Ego konditioniert zu sein.
Das Gefühl von Hingabe und Freiheit / Unabhängigkeit kann entstehen.

Zu diesem bhava gehört die methodische Frage: „Was brauche ich, um mental zu entspannen (loszulassen von Sorgen, Kummer, Problemen)?“

Vairagya richtet sich an die Hindernisse (kleshas) der Begierde (raga) und des Ego (asmita).

Aishvarya bhava (Selbstbestimmung)

Bei diesem bhava lenkt man die Aufmerksamkeit auf das Selbstvertrauen und die eigenen ethischen Werte.
Man kann dazu die Aufmerksamkeit darauf richten, was man in sich stärken möchte und damit ein geeignetes Asana  ausführen.

Die Arbeit mit diesem bhava führt zu Selbst-Ausrichtung, Selbst-Vertrauen, erhöhter Entschlossenheit, Vertrauen und Konzentration.
Emotionale Resultate sind Enthusiasmus und das Übersteigen eigener Schwächen.

Zu aishvarya gehört die methodische Frage: „Welche innere Überzeugung muss ich stärken?“

Dieses bhava richtet sich an die Hindernisse (kleshas) der Angst aus der Vergangenheit (dvesha) und der Angst vor Unbekanntem (abhinivesha).

 

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Wo und wie werden diese bhavas in den Yogastunden, beim Praktizieren der Yoga-asanas, -kriyas und -pranayamas angesprochen? Wie sind sie in dieser Praxis wahrnehm- und kultivierbar? Auf die eigene Erfahrung achten!

 

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